Читать книгу "Alljährlich im Frühjahr schwärmen unsere jungen Mädchen nach England". Die vergessenen Schweizer Emigrantinnen. 11 Porträts онлайн

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Annetta skizziert die Dinge mit wenigen, kurzen Sätzen. Ihre ­Beschreibungen konzentrieren sich aufs Wesentliche, mit Details hält sie sich nicht auf. Wie lange sie zur Schule ging, sieben oder acht Jahre? Annetta macht eine wegwerfende Handbewegung: Sie weiss es nicht mehr so genau. Sie lacht. «Wichtig? Wirklich wichtig ist das nicht.»

Sieben oder acht Jahre Schule in Dangio also, dann das obliga­torische Hauswirtschaftsjahr in Biasca. Ein Jahr als Au-pair bei einer Familie in Wettingen, Kanton Aargau, Annetta lernte Deutsch. Später habe sie alles wieder vergessen, aber damals: ­«I could really speak German.» Danach half Annetta zu Hause aus. Und sie arbeitete in der Schokoladenfabrik Cima Norma in Dangio.

1903 waren die Gebrüder Cima – einst aus dem Bleniotal nach Nizza ausgewandert – ins Tessin zurückgekehrt und hatten in Dangio eine Schokoladenfabrik gegründet. In den ersten Jahren war das Unternehmen vom Pech verfolgt – 1908 wurde die Fabrik von einer Rüfe weitgehend zerstört, 1915 brannte das Hauptgebäude nieder –, danach wendete sich das Blatt. Cima Norma wurde mit 340 Arbeitsplätzen zum wichtigsten Indu­s­triebetrieb im Bleniotal. Coop, Usego und Volg waren Hauptabnehmer der auf fast 800 Metern Höhe über Meer produzierten Schokolade. Bis 1966 war Cima Norma die Schokoladenhausmarke von Coop. Viele, die auswandern und ihren Lebensun­terhalt in der Fremde hätten verdienen müssen, konnten dank Cima Norma im Tal bleiben. Annettas Vater arbeitete dort ebenso wie Annetta und eine ihrer beiden Schwestern. Die Schwester arbeitete im Büro, Annetta in der grossen Halle, wo die Schokolade in Papier gewickelt und in Kisten verpackt wurde.

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