Читать книгу "Alljährlich im Frühjahr schwärmen unsere jungen Mädchen nach England". Die vergessenen Schweizer Emigrantinnen. 11 Porträts онлайн

44 страница из 46

Annetta, selber einmal Au-pair in der Deutschschweiz, hat sich in London um Au-pairs aus dem Tessin gekümmert. «Viele sprachen ja gar kein Englisch und waren froh, wenn sie am ­Anfang von jemandem unterstützt wurden.» Es sprach sich her­um unter den jungen Tessinerinnen, dass man sich an Annetta wenden konnte, wenn der Anfang schwierig war, wegen der Sprache oder dem Arbeitgeber. Manchmal kochte Annetta Tessiner Spezialitäten für die Au-pairs. Auch das sprach sich herum: «Si mangia bene da Annetta.»

Annetta erzählt dann noch von einem Verwandten aus Giuseppes Familie, der vor dem Zweiten Weltkrieg jeweils zum Bahnhof ging, London Victoria, und Ausschau hielt nach jungen Frauen, die verloren um sich schauten auf dem Perron. «Are you coming from Switzerland?», fragte er dann, und wenn sie bejahten, half er ihnen, sich zurechtzufinden, schaute, dass sie dort ankamen, wo sie erwartet wurden.

Wenn Annetta in London Polenta kocht, tut sie das mit Maisgries aus dem Tessin. Sie kocht dann zum Beispiel Coniglio con polenta, Kaninchen mit Mais. Wenn die Grosskinder, die inzwischen alle erwachsen sind, zu Besuch kommen, fragt sie jeweils, was sie essen möchten. Sie sagen dann «Risotto». Oder «Polenta». Sie mögen die Tessiner Spezialitäten. Auch die porcini, die Steinpilze, die es in Annettas Risotto hat, kommen aus dem Tessin, aus den Wäldern des Bleniotals. Eine Verwandte aus Dangio schickt sie nach London.

Правообладателям