Читать книгу "Alljährlich im Frühjahr schwärmen unsere jungen Mädchen nach England". Die vergessenen Schweizer Emigrantinnen. 11 Porträts онлайн

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Es gibt diese Briefe, die Giuseppe an seine Eltern geschrieben hat, während er bei der Marine war. Seine Mutter bewahrte sie auf, jetzt sind die Briefe bei Annetta. Sie hat sie alle gelesen, und sie hatte gehofft, etwas mehr über Giuseppes Zeit im Krieg zu erfahren. Aber Giuseppe berichtete auch seinen Eltern nicht, was er erlebte. Vielleicht seien die Briefe zensiert worden, meint Annetta. Oder Giuseppe konnte nicht über das schreiben, was er erlebt hatte. So wie er später nicht darüber sprechen konnte.

Maisgries aus dem Tessin

Ob sie mit ihren drei Kindern Italienisch gesprochen habe? Nein, sagt Annetta, aber Tessiner Dialekt. So, wie man zu Hause in Dangio sprach. Linda, die älteste Tochter, arbeitete später in der Reisebranche. Sie habe in Siena Italienisch gelernt, Philip hingegen, der Sohn, spreche nicht Italienisch, erzählt Annetta. «Nur Dialekt.»

Als sie nach London kam, konnte Annetta kein Wort Englisch. «Nothing at all.» Eigentlich wollte sie damals eine Schule besuchen, um Englisch zu lernen – Rechtschreibung, Gram­matik –, aber irgendwie war es dann doch nie dazu gekommen. Nach der Heirat hatte Annetta mit dem Schwiegervater ihr Haus in Kilburn im Nordwesten von London renoviert. Der Schwiegervater kam aus Campello in der Leventina, und natürlich sprach Annetta in jenen ersten Monaten in Kilburn vor allem Tessiner Dialekt. Dann waren die Kinder gekommen, und das mit der Schule und der Grammatik war vergessen gegangen. «Und jetzt vermeide ich es halt einfach, Englisch zu schreiben. Ich habe Angst davor.» Annetta lacht.

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