Читать книгу Kebab zum Bankgeheimnis. Geschichten von west-östlichen Begegnungen онлайн
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Zu Hause musste Ayla ihren Koffer packen für die jährliche Reise ins anatolische Dorf in der Türkei. Sie warf alle wichtigen Sachen in den Koffer, darunter unzählige Geschenke für die vielen Cousinen. Mit Mühe und Not schloss sie ihr übervolles Gepäckstück, während ihr Vater daneben stand und das Reglement der Fluggesellschaft so gewissenhaft vorlas, als würde er aus den heiligen Schriften rezitieren: «Jeder Passagier darf nur zwanzig Kilo Reisegepäck mitnehmen!» Er hob Aylas Koffer in die Luft und seufzte: «Tochter, das sind mindestens dreissig Kilo!»
Ayla musste ihren Koffer um zehn Kilo erleichtern. Aber wie sollte sie das bewerkstelligen? Sie hatte ja nur Wichtiges eingepackt.
Der über den Koffer gebeugte Vater beäugte alles, was da wieder zum Vorschein kam, mit kritischer Miene. Plötzlich – «schnell wie ein Adler», wie Ayla sagte – griff er zu und schnappte sich die Zeitschrift, auf deren Frontseite zwei sich auf die Lippen küssende Teenager im Alter von Ayla abgebildet waren.
«Was ist denn das? Welche unverschämte Person liest sowas?», fragte er laut und vorwurfsvoll, als hätte Ayla Drogen in ihren Koffer gepackt.