Читать книгу Finale. Andrea Stamms dritter Fall онлайн

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Daniel baut die Seilbahn mit linker Hand, er war ein Freak, ein starker Kletterer, stark ist er noch immer, und wir haben gestritten. Worüber eigentlich? Er verlässt mich, immer wieder. Muss zum Notfall, muss zur Sitzung, muss zur Konferenz, muss einen Artikel schreiben fürs New England Journal of Medicine. Er jettet nach San Diego, zu einer Tagung von Traumatologen oder zu seiner Geliebten. Kein Wort darüber, wir schweigen. Meine Geliebte ist die Medizin, sagt er. Und ich, was bin ich? Ist es die Scham oder die Eifersucht, die uns entfremdet? Zur Kletterwoche wollte er mich begleiten, eine Woche im Süden, eine Woche für uns. Und dann? Dann war da etwas. Etwas Unausgesprochenes, Verschwiegenes. Lügen? Ausflüchte? Finale.

Nun bauen andere die Seilbahn. Gute Kumpels, meine Freunde. Hammerschläge auf Haken, Klirren von Karabinern, Rufe. Hinüber! Flussabwärts finden wir das tote Pferd, halb im Sand vergraben. Wir weinen. Andrea fährt sich mit der Hand über die Augen. Sieht über sich Lichtstrahlen durch die Nacht fingern, bleicher Fels, ein tropfender Überhang. Ihr Kopf liegt tief, hingebettet hat man sie, auf abschüssigen Grund. Vergessen. Verlassen. Ein kalter Tropfen schlägt ihr ins Gesicht, sie schreit auf, doch niemand hört sie. Schatten hasten vorüber, Zweige knacken, Steine kollern, Atem hechelt dicht neben ihr, jemand spuckt aus, einer pisst ins Gebüsch. Sie vernimmt die Geräusche wie durch Kopfhörer. Bewegt die Lippen, versucht zu sprechen. Nach Orco, bringt mich nach Orco, dort steht mein Wagen. Der gute alte Cherokee. Geschenk meines Vaters. Aber noch immer keine Stimme. Und wieder das Wort: Seilbahn. Mit einem Ruck hebt man sie an, etwas schleift über Schotter, sie schwebt, hoch über dem wilden Wasser des Flusses. Drüben, die Rettung. Und das tote Pferd.

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