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Helen als Baigneuse, sie hatte das Tuch immer über beiden Brüsten verknotet, wenn sie aus dem Badezimmer kam, eine Grenze von blauem Frottee, die ihre helle Haut begrenzte. Man sollte nicht zu viel von ihr sehen. Und doch, einiges schon. Das Frottee reichte, vielleicht grade deshalb, weil es oben so viel decken musste, manchmal nur knapp über die Scham.

Einen Krug brauchte Helen nicht. Ein Krug im täglichen Leben wäre lächerlich. Das ist das Schöne an der Kunst, dachte Wild, dass dieser Krug, der im täglichen Leben lächerlich wäre, hier unbedingt sein muss. Der Wasserkrug der Nymphe; das Zeichen dafür, dass sie Quellgöttin sein darf.

Worunter wir uns nicht mehr vorstellen müssen, dachte Wild, als ein junges Mädchen, das halbverhüllt in einem Hain steht, ein Mädchen aus Fleisch und Blut, eines, das dich lieben könnte. Edouard Manet hat genau dies knapp dreißig Jahre später gemalt mit seinem «Déjeuner sur l’herbe», dies und nichts anderes.

Ein paar Schritte vor dem Ausgang auf die Rue Buffon, knapp vor dem Eisenzaun, stand ein weiß-rosa blühender Baum. Prunus subhirtella – Cerisier d’hiver. Aus der Familie der Rosaceae, Pflaume, Kirsche und Rose zugleich. Schüchtern tastendes Blühen an diesem Wintertag, in der Balance zwischen Abschied und Verheißung.

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