Читать книгу Die Gärten der Medusa. Roman онлайн

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Cristina verfasste kämpferische Pamphlete, war Botin geheimer Nachrichten und Passfälscherin. In der Zeit, in der Isidore Hippolyte Brion die Nymphe mit dem Krug modellierte, hatte die Belgiojoso, die ihr gleicht auf den Bildern, welche Francesco Hayez und Henri Lehmann von ihr gemalt haben, einen literarischen Salon in Paris, in dem Balzac, Chopin, Liszt und Musset verkehrten. Mit Heinrich Heine war sie befreundet.

Hatte sie dem Bildhauer Modell gestanden?

Jedenfalls schien es Wild, die nackten Damen, die in den Parks herumstehen, seien unter Umständen nicht so harmlos, wie das spätere Auge sie sieht. Noch jede dieser stummen Damen hat ein lebendes Vorbild, ein Modell, und sie drücken etwas aus, was über ihre Nacktheit, oder über ihre Rolle als Nymphe weit hinausgeht. Diese hier, wenn es denn wirklich die Belgiojoso war, hätte nebenbei einen vierbändigen Essay über die Entstehung des katholischen Dogmas geschrieben.

Hundertfünfzig Jahre später, an diesem klammen Wintertag hatte sie eine andere Botschaft. Wollte die Steinfrau Wild nicht sagen, wie unendlich langsam in ihrem Garten die Zeit vergeht? Und besonders, wenn man, zu Stein geworden, ein Jahrhundert über ihn wacht. Das einfach Daseiende, das Ruhende ist schwer auszuhalten, dachte er. Dabei sind solche Orte, die scheinbar ohne Attraktion sind, immer mehr die attraktivsten. Man muss nur einen Schritt über sie hinaus tun, und man sieht, dass der Rest der Welt inzwischen vernichtet worden ist.

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