Читать книгу Die Gärten der Medusa. Roman онлайн

122 страница из 125

Eine nackte Steinfrau hielt einen Wasserkrug vor ihrer Scham. Sie neigte ihren marmornen Lockenkopf sanft zur Seite und sah, ihre nach unten gewendete Amphore so nachlässig in der Hand, als würde sie sie gleich fallen lassen, auf die kahlen Beete. Die Andeutung eines Lächelns stand in ihrem Gesicht, aber nur eine Andeutung. In die Lockenfrisur waren Blüten und Pflanzenblätter geflochten. Ein feines Tuch aus Stein bedeckte ihre linke Brust, die rechte war frei. Warum? Das dünne, auf der Brust wie Hauch aufliegende Tuch hatte den Bildhauer gewiss mehr Arbeit gekostet als die andere, die bloße Brust; warum hatte er sie bedeckt? Ja, das Halbverhüllte, dachte Wild, das Vorgezeigte und doch Verborgene, die Gleichzeitigkeit des Verweigerns und des Versprechens, es gehört eben zum Eros.

Eine Nymphe.

Die Skulptur war von einem Isidore Hippolyte Brion, anscheinend aus dem Jahr 1837. Bewegte Pariser Zeit. Wieder hergestellte Monarchie, Unterdrückung und der Weg zu 1848. Louis Philippe, der Lustmolch, und die Prinzessin Belgiojoso, die Freiheitskämpferin aus Italien. Sie hatte ihren Mann verlassen und dem Risorgimento angehört, vor Metternichs Schergen war sie aus dem habsburgisch besetzten Norditalien nach Marseille geflüchtet und aus Südfrankreich 1831 nach Paris gekommen.

Правообладателям