Читать книгу Die Gärten der Medusa. Roman онлайн
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«Um zu verstehen, wie der Garten den Kern von Epikurs Philosophie spiegelt oder sogar verkörpert», hatte Robert Pogue Harrison geschrieben, «muss man sich vergegenwärtigen, dass es sich bei diesem Garten zuallererst um einen Pflanzgarten handelte, der von den Schülern gepflegt wurde, welche sich von Früchten und Gemüse nährten, das sie zogen. Und doch war es nicht wegen des Gemüses und der Früchte allein, dass sie den Boden so eifrig bearbeiteten. Ihre Gartenarbeit war zugleich eine Art Erziehung in den Dingen der Natur, den Zyklen des Wachsens und Vergehens, ihrem allgemeinen Gleichmut, dem ausgewogenen Zusammenspiel von Erde, Wasser, Luft und Sonnenlicht. Hier, in der Konvergenz der natürlichen Kräfte im Mikrokosmos des Gartens offenbarte der Kosmos seine großen Harmonien, hier konnte die menschliche Seele ihre essenzielle Verbindung zur Materie wiederentdecken, hier zeigten lebendige Dinge wie dankbar sie antworten auf die Sorgfalt und die Umsicht des um sie besorgten Gärtners. Die wichtigste Lektion jedoch, die der epikureische Garten denen erteilte, die ihn beackerten, war, dass Leben – in all seinen Formen – unausweichlich vergeht und dass die menschliche Seele das Schicksal teilt von allem, was auf der Erde wächst und wieder verschwindet. Damit bestärkte der Garten den fundamentalen epikureischen Glauben daran, dass der Mensch zugänglich ist für moralische, geistige und intellektuelle Zucht, dass er kultiviert werden kann wie ein Garten.»