Читать книгу Die Gärten der Medusa. Roman онлайн

116 страница из 125

Wild sah in die Runde wie von einer Kanzel. Die Gloriette stand am Ende des spiralförmigen Wegs, der zu ihr hinaufführte, an dem Punkt, an dem die Spirale ihr Zentrum hatte. Von hier oben, ganz am Rand des Jardin des Plantes, war deutlich zu sehen, wie dieser Park – anders als die klassischen Lustgärten, in denen ein Labyrinth das Geheimnis der Mitte birgt oder ein Hortus conclusus einen geheimen Schwerpunkt bildet, wie dieser Garten ohne Zentrum war. Merkwürdig spannungslos. Groß und ausgebreitet, doch ohne die Balance zwischen Kultur und Wucherung, zwischen Ordnung und Entropie, jenes fragile Gleichgewicht, das den Gartengestalter beflügelt und dem Flaneur die Ruhe gibt, die Gelassenheit, die er an einem solchen Ort sucht.

Warum sonst hätte er herkommen sollen?

Klar, dass Wild sich jetzt an jenen Text erinnerte, den er sich vor einiger Zeit aus dem Englischen übersetzt hatte. Die Exzerpte aus dem Buch eines amerikanischen Philosophen, geboren in Izmir, Lehrstuhlinhaber in Stanford für italienische und französische Literatur, Moderator der Radiosendung «Entitled Opinions» des uni-eigenen Senders, Gitarrist der Rockband Glass Wave, offenbar ein Tausendsassa. Der hatte über Epikur ein paar bemerkenswerte Seiten geschrieben; Wild hatte einiges abgetippt, obwohl er damals keine Verwendung dafür sah. Es ging um Epikurs Garten, gleichzeitig seine Akademie vor den Toren Athens.

Правообладателям