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Es gab eine Parissehnsucht, die Sehnsucht blieb, obwohl man doch schon da war.

Über den Boulevard de l’Hôpital nun die paar Schritte hin­über zum zaunbewehrten Eingang. Hohe Eisenstaketen mit vergoldeten Spitzen, zwischen zwei Pfeilern und an zwei plaudernden Beamten vorbei in den Jardin des Plantes, der sich wie eine höfisch-herrschaftliche Einladung vor Wild weitete. Das Portal durchschritt er das erste Mal.

Die beiden Platanenalleen links und rechts, das große Feld in der Mitte, mit Rechtecken gestaltet und sich in die Tiefe ziehend, wo der Blick auf das ferne, das riesige Rechteck abschließende Palais stieß, die plumpe, über die Jahrhunderte immer wieder umgebaute «Galerie de l’Évolution», ehemals «Cabinet du Roi», als der Jardin noch zu den königlichen Gärten gehörte.

Bevor Wild langsam und immer nur ein paar Schritte vorrückend die ganze Anlage in den Blick nehmen konnte, oder das, was er von dieser Stelle als ganze Anlage überhaupt erkennen konnte, fand er die großen Gewächshäuser ganz hinten auf der rechten Seite, das lang gestreckte Gebäude zur Linken, welches, wie Wild auf seinem Plan nachprüfen konnte, die Zoologie beherbergte, Skelette, mit denen man die Tierwelt in Klassen ordnete, und sah mit Behagen, wenn auch fröstelnd, über die in die Tiefe gestaffelten bepflanzten Beete, winterlich dürr und kahl, mit Sträuchern ohne Blätter, die mit kahlen Ästen hilflos in die Höhe fingerten. Dagegen die Akzente dunkler Zapfen von hohen, schmalen Taxusbäumen. Und dann wieder das sich flach, geometrisch, französisch oder ganz und gar unenglisch ordnende zentrale Wiesenfeld, blassgrün und in regelmäßigem Muster mit Blumenrabatten gerastert. Wunderbar, großzügig, streng; der große Atem im Körper der großen Stadt.

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