Читать книгу Die Gärten der Medusa. Roman онлайн

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Manchmal waren ihm Orte wichtiger als Menschen. Er wolle keine neuen Menschen mehr kennenlernen, hatte er einmal gesagt; auf Orte blieb er neugierig. Der Jardin des Plantes war ein besonderer Ort, einer, an dem für ihn keine Erinnerung hing, er war noch nie hier gewesen. Das gab dem Garten etwas berührend Unberührtes.

Meist waren die Orte mit Erinnerung verbunden, und er ging an einen Ort, um sich zu erinnern. Solche Orte brachten ihm Menschen zurück, in der Erinnerung liebte er sie. Die Orte, die verlassen waren, gaben ihm für die Menschen, die er dort gekannt hatte, eine Zärtlichkeit. Mehr Zärtlichkeit, als er damals aufgebracht hatte, vielleicht. Dieselbe Zärtlichkeit spürte er dann für den Ort. Eine Zärtlichkeits-Dankbarkeit. Schauplätze, leer nun, an denen das Ereignis vergangen war. Nicht die Erinnerung: Hier habe ich einmal mit Norma ein paar Tage glücklich gewohnt, in diesem Haus Inge kennengelernt, hier mit Emilio im Kino gewesen. Norma und Inge und Emilio waren ihm wieder nahe. Vielleicht näher als damals. Dadurch, dass er nun mit ihnen allein war, sie in der Erinnerung besaß. Damals war nur Gegenwart gewesen, also alles unmittelbar vergänglich. Jetzt blieb die Erinnerung stehen, ein Andachtsbild.

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