Читать книгу Die illegale Pfarrerin. Das Leben von Greti Caprez-Roffler 1906 - 1994 онлайн

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Am sechsten Tag war Greti der Verzweiflung nah. Das Kind brüllte nachts immer noch zwei Stunden, obschon es tagsüber viel trank. Sie befürchtete, die Erziehung werde so nie gelingen.430 Die Nächte waren eine Qual, und auch tagsüber kam Greti nicht zur Ruhe. Der Besuch gab sich die Klinke in die Hand, Gians Mutter hatte sich gleich für mehrere Tage einquartiert. Sie sehnte sich danach, zwei Tage am Stück ganz allein zu sein mit dem Kind.431 Nur über den Besuch ihrer Freundin Verena freute sie sich. Verena, die Weggefährtin, mit der Greti alles besprechen konnte, was sie bewegte: die Arbeit als Theologin, Ehe und Mutterschaft und die Möglichkeit, alles miteinander zu verbinden.

Die beiden waren schon einen langen Weg zusammengegangen. Während des Studiums hatten sie es beide nicht für möglich gehalten, Pfarramt und Familie zu vereinbaren, und im Sommer 1928 hatten beide eine Entscheidung getroffen, die sie für definitiv hielten. Verena wählte die Berufung und trennte sich von ihrem Liebsten, Greti stand kurz davor, das Studium aufzugeben und zu heiraten. Jede bewunderte die andere für ihre Klarheit und versuchte, sie gleichzeitig für die eigene Überzeugung zu gewinnen. In ihren Briefen hielten sie Zwiesprache.

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