Читать книгу Die illegale Pfarrerin. Das Leben von Greti Caprez-Roffler 1906 - 1994 онлайн

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Ich lag so halb auf Dir, als plötzlich die Türe aufging, das Zimmermädchen hereintrat und schrie, wenn wir so beieinander seien, hätten wir sofort das Zimmer zu räumen. Ich war mit einem Satz zum Bett hin­aus und stand bebend vor Zorn vor ihr, weil sie uns gestört im Heiligsten, da wir uns doch eben erst wieder seelisch einander fürs Leben neu gewonnen und verbunden hatten. So schrie ich sie an, sie hätte hier gar nichts zu suchen, wir wären verheiratet, im Übrigen sei das egal und gehe sie nichts an. Sie öffnete den Kasten, um meinen Pass zu suchen und daraus meinen Civilstand zu ersehen. Ich wurde noch wütender, da sie offenbar so zu Dir stand, dass sie es wagen durfte, Dir über den Kasten zu gehen – Jäh erwachte Greti. Unvermittelt wurde ihr bewusst, wie sehr sie auf Gian angewiesen war. Gerade jetzt, in diesem ­Moment, wo sie sich mit dem Kind so furchtbar allein fühlte, hätte sie ihn nötig gehabt. Das Bild des verkrüppelten Mannes stimmte sie froh, denn es besänftigte ihre Angst: Seit der Geburt spürte sie das Kind wie einen Klotz am Bein, es machte sie unfrei und von Gian abhängig. Mit seinem schmerzenden roten Stummel musste nun auch er bei ihr bleiben.

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