Читать книгу Die illegale Pfarrerin. Das Leben von Greti Caprez-Roffler 1906 - 1994 онлайн

25 страница из 125

Ihre Freundinnen verfolgten Gretis Liebesabenteuer mit Anteil­nahme und verurteilten sie nicht. Emmy Sonderegger, die sie in der Haushaltungsschule82 kennengelernt hatte, sprach ihr Mut zu. Man soll lieber recht viele kennenlernen, um dann später nicht hineinzufallen.83 Auch Cousine Gretly Puorger, die Medizinstudentin, ermutigte Greti. Du erlebst dabei eigentlich doppelt viel Schönes, lebst eigentlich zweifach.84 Die experimentierfreudige Hildi Hügli, Freundin aus der Kantonsschule, hatte erst recht keine moralischen ­Bedenken. Sie war mit ihrem Liebsten schon viel weiter gegangen – was kümmerte sie da, dass Greti zwei Männer küsste. Wenn sie der Freundin dennoch riet, sich von Gian zu trennen, dann tat sie dies aus anderen Motiven: Sie fand den Ingenieursstudenten zu streng, zu geradlinig und ernsthaft, kurz: zu farblos für Greti.85 Die verteidigte ihre Liebe: Mit Gian verbinde sie vielleicht nicht die grosse Leidenschaft, aber: Er ist doch der Einzige, den ich je liebte. (…) Er ist der Einzige, der einigermassen dem Fragen nach mir selbst Antwort gab. Sie, Greti, könne nur einen wie ihn heiraten: In ihm hätte ich einen Menschen, der meiner Unruhe die Ruhe, der meiner Furcht vor dem Morgen die Sicherheit im Jetzt, meiner unzuverlässigen Toleranz die unbedingte Zuverlässigkeit und Treue entgegenzusetzen hätte.86

Правообладателям