Читать книгу Die illegale Pfarrerin. Das Leben von Greti Caprez-Roffler 1906 - 1994 онлайн
26 страница из 125
Eine vergleichbare Nähe spürte sie zu ihrem zweiten Liebhaber, Ernst Bener, nicht. Dem Frauenstudium stand er skeptisch gegenüber, und als Greti in den Herbstferien der Grossmutter in Furna im Haushalt und im Stall half, spottete er über die Haus-, Schwein- und Hühnermutter. Dies seien eben keine Arbeiten für einen Mann!87 Greti spürte immer deutlicher, dass es mit Ernst nicht das Rechte war. Bei ihm war sie froh, einen zu haben, während sie bei Gian glücklich war, ihn zu haben. Doch Gianins Liebe schien ihr alles andere als gewiss. Er hielt sich immer noch bedeckt über seine Gefühle für sie und genoss einfach das Zusammensein mit ihr. Sie hingegen wünschte sich immer drängender ein Bekenntnis. Schliesslich stand für sie viel mehr auf dem Spiel als für ihn. Sie wünschte sich Kinder und brauchte dazu einen zuverlässigen Mann. Zugleich war es unausweichlich, dass sie die Theologie der Familie würde opfern müssen – und wenn sie gezwungen war, dieses Opfer zu erbringen, so wollte sie sich ihrer Sache zu hundert Prozent sicher sein. In ihrer Not schrieb sie ihm kurzerhand, ihr scheine es, ihre Beziehung habe ihr Ende erreicht. Diese Intervention provozierte ein offenes Gespräch zwischen den beiden, bei dem sie einander ihr Seelenleben offenbarten. Es stellte sich heraus: Auch er hatte sie als distanziert wahrgenommen.