Читать книгу Die illegale Pfarrerin. Das Leben von Greti Caprez-Roffler 1906 - 1994 онлайн

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Greti spürte, dass sie beide etwas Besonderes verband. Vielleicht biegen hier unsere Wege auseinander, vielleicht aber werden wir zu wirklichen Freunden, die einander alles bringen können ohne Hinterhalt, ohne dass immer dieser ekelhafte Unterschied da ist, um dessentwillen die nettesten Dinge nicht getan werden dürfen.74 Seit ihrer Jugend störte sie sich an der Kluft zwischen Mädchen und Jungen. Als Kind hatte sie unbeschwert mit den Nachbarsbuben gespielt, doch mit zwölf war die Leichtigkeit verflogen. Mit dem Wechsel auf die ­Sekundarstufe liefen die Kinder nach Geschlechtern getrennt zur Schule. Greti wäre am liebsten ein Neutrum geblieben, doch es gab keinen Raum für ein verbindendes Dazwischen.75 Nun aber, mit Gian, hoffte sie, die Grenze zwischen ihm, dem Mann, und ihr, der Frau, aufzulösen.

Tagebuch, Zürich, 16. Mai 1926

Aber gibt es denn wirkliche Freundschaft zwischen Buben und Mädchen? Ich (…) glaube, hier, zwischen uns beiden ist es möglich, denn er ist noch viel stärker und sicher auch viel besser als ich, wenn wir nur ehrlich sein wollten, uns immer sagen würden, was dem einen am andern missfällt und damit den reichen ­Segen einer Freundschaft einheimsen wollten!76

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