Читать книгу Die illegale Pfarrerin. Das Leben von Greti Caprez-Roffler 1906 - 1994 онлайн

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Gretis Freundinnen, Verena und Henriette, hatten schon erste Gehversuche als Aushilfspfarrerinnen gemacht.204 Henriette ging nun nach Zürich Wiedikon als Gemeindehelferin.205 Dafür wurde zwar kein Theologiestudium vorausgesetzt – die Vorgängerin war eine Art «Mädchen für alles» gewesen –, aber Henriette setzte dar­auf, mit der Zeit immer mehr theologische Aufgaben übernehmen zu können.206 Greti und Verena rechneten sich noch geringere Chancen auf eine Pfarrstelle aus, weil sie nicht mehr ledig waren. Verena suchte mit ihrem Verlobten, dem Theologen Walter Pfenninger, eine Gemeinde, die ihn als Pfarrer anstellen und ihr erlauben würde, mitzuarbeiten.

Seit dem ersten Tag an der Universität hatten die Freundinnen sich daran gewöhnt, ignoriert, argwöhnisch beäugt oder belächelt zu werden. Als Greti sich an der Theologischen Fakultät einschrieb, war sie neben Henriette die einzige Frau unter den Studierenden, Verena studierte damals gerade in Marburg.207 Die männlichen Kommilitonen hielten höfliche Distanz zu den beiden Exotinnen.208 Unendlich viel Schönes lag brach,209 erinnerte sich Greti später. Ich fand mich in einer Luft, tat nichts dagegen, setzte ein möglichst ernstes, reser­viertes Gesicht auf (…). Mit der Zeit gewöhnten sich die Kollegen jedoch an sie. An der kleinen theologischen Fakultät kannten sich Studierende und Dozenten, manche Seminare fanden zu Hause bei einem Professor statt210. Die Mitstudenten näherten sich Greti mit Witzen, sie nannten sie Ruedi Roffler und spekulierten, ob sie überhaupt weibliche Eigenschaften habe.211 Einer hatte ihr damals gar ein Gedicht gewidmet:

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