Читать книгу Die illegale Pfarrerin. Das Leben von Greti Caprez-Roffler 1906 - 1994 онлайн

64 страница из 125

Der intellektuelle Austausch hatte Greti in Brasilien gefehlt,223 und so besuchte sie, kaum war sie zurück in Zürich, ihren Professor im Rektorat.224 Als sie an seine Tür klopfte, ahnte sie nicht, was auf sie zukam. Erst Wochen später, im November, als sie das Examen längst hinter sich hatte und in ihrem Elternhaus auf die ­Geburt ihres Kindes wartete, gelang es ihr, das Erlebte im Tagebuch in Worte zu fassen.225 Wir sassen im Rektorat und sprachen über dies und das. Dann standen wir auf, wir wollten beide in die Stadt. Als wir zur Türe gingen, nahm er mich an sich und es geschah, dass seine Hoheit der Rektor in dem eleganten und hochlöblichen Rektoratszimmer zweimal meinen Mund küsste, was für mich so komisch war, dass ich das Lachen kaum verbergen konnte.226 Doch das Lachen verging ihr schnell. Köhler insistierte dreimal, sie solle nachmittags zu ihm nach Hause kommen, er sei allein, Frau und Töchter seien fort. Es gab für mich aber keine Möglichkeit zur Illusion, ich musste wissen, dass er viel mehr als nur einen Kuss wollte. Und ich ging nicht. Es gelang mir, dies alles und die Erregung darüber, die Angst vor ihm hinauszuschieben, auszulöschen, wenn auch mit Gewalt.227 Um die Prüfungen erfolgreich zu überstehen, musste sie ihre Kräfte jetzt bündeln.

Правообладателям