Читать книгу Die illegale Pfarrerin. Das Leben von Greti Caprez-Roffler 1906 - 1994 онлайн

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Pfarrerstochter

Am 17. Januar 1931, um sechs Uhr abends platzte die Fruchtblase.302 Fast gleichzeitig begann es zu schneien. Wegen der Kälte schlief Greti nicht mehr im unbeheizten Hochzeitszimmer, sondern richtete sich stattdessen im holzgetäfelten Ofenzimmer ein.303 Nach dem Abendessen legte sie sich erwartungsvoll ins Bett. Brüderlein, werden wir «es» morgen haben. Die ganze Familie planget darauf.304 Es war Samstag, und die Nacht hindurch fielen dicke Flocken vom Himmel. Der Kachelofen verbreitete eine wohlige Wärme. Nachts um halb drei spürte sie ein leises Weh, doch am Morgen waren die Schmerzen wieder verklungen.305

Um die Zeit zu vertreiben, liess sich Greti von ihrer Schwester Elsi die Skis anschnallen. Zusammen mit der Hebamme Anny, die zur Geburt angereist war, zogen sie los,306 pflügten im Pfarrhaus­garten mühselig eine Spur durch das unberührte Weiss, zwischen den Zwetschgen- und Kirschbäumen hindurch, über den Kartoffel­acker, vorbei am Hühnerhaus. Im Sommer watschelten hier Enten herum, Hühner scharrten und Schweine gruben ihre Rüssel in die Erde.307 Es war schön, durch das Gestöber über den vielen, weichen Schnee hinauszuschleifen, aber jetzt bin ich reichlich müde.308 Früher hatte sie sich hier tagelang mit den Nachbarskindern herumgetrieben. Im Winter kraxelten sie mit dem Schlitten auf die Hügel und sausten johlend hinunter. Im Sommer boten der Garten und der verwinkelte alte Dorfkern Verstecke.309

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