Читать книгу Die illegale Pfarrerin. Das Leben von Greti Caprez-Roffler 1906 - 1994 онлайн

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Greti: Sie sind Sonntagsschullehrerin?350 Aber doch nur bei den Kleinen?

Sonntagsschullehrerin: Nein, nein bei denen, die schon konfirmiert werden.

Greti: Ja, können Sie denn das, Sie sind ja noch so jung?

Sonntagsschullehrerin: Natürlich!

Greti: Das ist doch nicht natürlich; ich könnte das nicht, weil ich ­alles noch bei mir sondieren muss. Meine Freundin glaubt überhaupt nichts.

Sonntagsschullehrerin: Dann müssen Sie für sie beten!

Greti: Oh nein, das tu ich nicht, das ändert bei ihr doch nichts.

Sonntagsschullehrerin: Aber Sie als die Tochter eines Pfarrers sollten braver sein.

Greti: Ach was, mein Vater besetzt für die ganze Familie Platz im Himmel, das ist dann ein grosser Saal, und alle sitzen den Wänden entlang auf Bänken und langweilen sich.

Doch der Spott half Greti nicht aus ihrem Zweifel, und so wandte sie sich an den Vater. Der wusste, dass er sie nicht mit simplen Rat­schlägen für den Glauben gewinnen konnte und schlug ihr vor, sich das Leben mit und ohne Gott vorzustellen und sich dann zu entscheiden. Greti fand die Antwort des Vaters wunderbar. Sie war stolz, dass er in ihr nicht mehr das Kind sah, dem man irgend etwas einreden konnte. Die Zeit der Prügelstrafen war vorbei. Sie fasste Vertrauen. Alles, was mich bewegte, brachte ich zu ihm, und er verstand mich immer. Er war mein bester Freund geworden.351

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