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– Du spinnst völlig.

– Ich schicke dem Blatt heute Abend schon mal einen ersten Artikel. Und freue mich schon auf die roten Köp­fe bei den Schweizer Zeitungen, die mir das Schreiben verboten haben, kannst du mir folgen, Lydia?

Er nennt sie spaßeshalber Lydia, weil sich vor hundert Jahren ein junger und talentierter Schweizer Maler in die hübsche, Lydia genannte Schwiegertochter des Schweizer Bundespräsidenten verliebt hatte. Der Er­­mittler liebt dieses Spielchen: Lydia, die Tochter des jetzigen Schweizer Bundespräsidenten. So wird er selbst zum verfemten Künstler, den die Staatsgewalt verfolgt und zu brechen versucht und der sich mit einer romantischen Tat unsterblich macht. Er ist ein großer, von seiner Landesregierung drangsalierter Künstler, eine zukünftige Legende.

Flavia lässt diese Inszenierung inzwischen eher kalt. Sie zieht den Melancholiker dem Choleriker vor. Oder weit schlimmer, dem, der in Solothurn ein paar Tage zu­­vor einen Schriftstellerkollegen mit den Worten an­­gesprochen hatte: Schau, wen ich mir da geangelt habe? Das ist die Tochter des Bundesrats, hättest du mir das zugetraut! In solchen Momenten schämt sich Flavia, an seiner Seite zu stehen.

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