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Der Ermittler ist siebenunddreißig, er sieht aus wie ein Rugbyspieler, geboren Anfang des Zweiten Weltkriegs in St. Gallen, die Familie ist kinderreich, katholisch, kleinbürgerlich. Seine Mutter liebt ihn und wird ihn immer hartnäckig verteidigen. Er besucht die Klos­terschule, dann weg nach New York, Zürich und Paris, dort Studium der Romanistik mit Schwerpunkt Ge­­schichte. Journalist beim Zürcher Tages-Anzeiger bis letz­­tes Jahr. Spezialität: Reportagen auf literarischem Niveau. Methode: Er besucht die Protagonisten, be­­fragt sie, unterstützt sie, wenn sie sich nicht ausdrü­cken können, provoziert, falls es ihnen zu leichtfällt. Es entstehen einmalige Porträts: Über einen Automo­bilrennfahrer, den Gatten einer Bundesrätin, den französischen Präsidentschaftskandidaten Mitterrand, einen Großindustriellen, einen Alphirten, einen Botschafter … Wer ihn liest, muss regelmäßig schmunzeln. Wie er von der Welt erzählt, mag auf den ersten Blick oberflächlich wirken, aber es bringt die Tiefgrün­digkeit ans Licht. Seine Sprache ist nie dogmatisch, al­­lerhöchstens engagiert, sie spielt mit den Wörtern, um deren Mehrdeutigkeit freizulegen, und wird der Strich auch mal forciert, geht es darum, dem Leser ein Lächeln zu entlocken. Er wühlt und gräbt nach der Wahrheit, die er sich gerne komplex vorstellt. Seinen Kollegen gilt sein Stil als Vorbild. Meienbergeln. Viele wollen es ihm nachtun, doch er bleibt einzigartig. Ständig wirft er ihnen vor, saftlos zu schreiben, die Sprache nicht zu packen, sie nicht zum Klingen zu bringen: «Welcher Aufstand, welche Entwicklung er­­eignet sich in eurem Stil? Das Vergnügen am Text oder gar nichts.»

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