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Als ihr Vater vor fünf Jahren in die Landesregierung gewählt wurde, zog die Familie mit den drei jüngeren Töchtern nach Bern. Jetzt behauptet Flavia, frei zu sein, obwohl ihr Studium von den Eltern finanziert wird. Sie fotografiert ein bisschen, platziert ihre Bilder ab und zu in Zeitschriften. Statt sie immer auf ihre Familienge­schichte zu reduzieren, sagt sie, würde der Ermittler gut daran tun, für sie eine kleine, einträgliche Reportage zu finden. Sie könnte zum Beispiel die Verliebten von Paris fotografieren.

Er aber scheint vergessen zu haben, dass sie sich im Bett eben noch liebkosten, als plötzlich das Telefon klingelte. Er steht auf, immer noch im Slip, für ein Hemd ist das Leben zu kurz, zieht ein Blatt Papier in die Schreibmaschine, zündet sich eine Zigarre an. Und hackt bei laut schepperndem Wagen eine Zeile nach der anderen in die Maschine.

Der Attaché

Martins Bewunderung für den Ermittler ist grenzenlos. Sie haben sich in der Redaktion des Tages-Anzeigers kennengelernt, wo schon das bloße Erscheinen des Ko­­losses mit dem zottigen Haar die Kollegen in Panik versetzte. Er las ihre Artikel, kommentierte sie laut vor allen Anwesenden, verteilte Plus- und Minuspunkte, äffte misslungene Formulierungen nach, wies auf Pleonasmen oder Schwerfälligkeiten hin. Martin schätzte seine unverfrorene Art, obwohl es ihn auch schon ge­­troffen hatte. Für ihn bewegte sich der Ermittler auf allerhöchstem journalistischem Niveau, so fesselnd und stilsicher wusste er die Inhalte zu vermitteln. Was erklärt, warum Martin, inzwischen zum Diplomaten avanciert, sich über die gebotene professionelle Zurückhaltung schamlos hinwegsetzt. Sein Freund steht für ihn weit über dem Gesetz. Er zögert deshalb nie, die Fragen seines früheren Berufskollegen zu beantworten, es sei denn, sie würden ihm telefonisch gestellt.

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