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In dieser Nacht klammerte sich Mona an mich. Noch halb angezogen ließ sie sich zu mir ins Bett fallen, grub ihre Finger in meine Armmuskeln, presste meinen Bauch mit beiden Armen, schlug sie um meinen Hals und fesselte sich an mich, als müsste sie sonst ertrinken. Ich schmeckte das Salz ihrer Tränen auf meinen Lippen. Sie verbiss sich in meinen Arm, zog mich an den Haaren, zerkratze mir den Rücken. Sie schluchzte und hustete und lallte unverständliche, verzweifelte Laute. Sie ließ sich nach hinten auf den Rücken gleiten und wiegte den Kopf hin und her, als wolle sie sich in Trance versetzen. Ich legte ihr ein Kissen unter den Nacken, zog sie ganz aus, bettete ihre Beine auf die Decke und nahm ihre rechte Hand, als säße ich an einem Krankenbett, als begleitete ich sie durch ein unvermeidbares Delirium, das Delirium eines kalten Entzugs. Ihr nackter Körper schien zu glühen, zu leuchten beinahe. Ihre Haut war heiß und trocken. Dieser Körper, den ich seit mehr als zwanzig Jahren kannte und durch alle Stadien der physischen Verwandlungen dreier Schwangerschaften begleitet hatte, versetzte mich immer wieder in Erstaunen. So, wie sie jetzt dalag mit offenem Haar, schweren Schenkeln und willenlos ausgebreiteten Armen, hatte ich sie noch nie gesehen. Dieser Körper erschien mir trotz der jahrelangen Vertrautheit immer wieder neu und unentdeckt, unerschöpflich in seiner Verwandlungsfähigkeit, vertraut und fremd, gewohnt und aufregend zugleich. Ich spürte ihre Schwere in dem heißen, Hilfe suchenden Händedruck. Dann setzte sie sich auf und legte ihren Kopf auf meine Brust, horchte nach meinem Herzschlag. Ich legte mich auf den Rücken nieder und spürte am Rhythmus ihres Atems, wie sie einschlief. Ich löschte das Licht und starrte in die Dunkelheit, lauschte den Geräuschen der Stadt, die durch das Dachfenster in unser Zimmer drangen. Monas Atem. Selma drehte sich in ihrem Bett. Durch die dünne Gipswand hörte ich das leise, vertraute Rumpeln, ein Lebenszeichen unserer Kleinsten, die im Dunkeln der Nacht mit einem Fuß, einem Ellbogen oder gar mit dem Kopf gegen die Wand schlug.

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