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— Ich bringe sie zur Caritas, sagte sie und verschloss den ersten, prallvollen Koffer. Viele T-Shirts, Hosen und Pullover sind noch wie neu. So nützen sie wenigsten jemandem was.

Dann stopfte sie den Rest in den zweiten Koffer.

— Was machen wir mit dem Bett?

— Das können wir für Besucher behalten.

— Und sein Arbeitstisch?

— Schraub den auseinander! Ich will diesen Mist nicht mehr sehen. Ab heute keine nordischen Wegwerfmöbel mehr in unserem Haus!

Diese Entscheidung hatten wir vor ein paar Monaten gemeinsam getroffen, aber es tat gut, sie noch einmal deutlich zu wiederholen. Die Vorstellung, dass die Erinnerungen an unseren Sohn sich in alten Einwegmöbeln verewigen sollten, war unerträglich.

So schlug ich die Werkzeugkiste auf und begann, den Tisch abzuräumen. Papiere, Werk- und Schreibzeug lagen obenauf, cds und Kabel, ein vertrockneter, angebissener Apfel. Ich sah Leos Zahnabdrücke im Fruchtfleisch, roch daran, biss hinein. Dann zog ich die oberste Schublade auf und holte auch dort die Papiere, Hefte und alten Feriensouvenirs heraus. Seit Jahren hatte ich diese Schublade nicht geöffnet. Wir wussten alle, dass Leo hier seine Hefte, in die er hin und wieder Gedichte geschrieben hatte, versteckte, kleine Cannabis-Reste, Liebesbriefe oder Geld, das er zur Seite legte. Ich wusste sehr genau, dass Mona diese Schublade umging, dass sie sich nicht darum kümmern wollte. Mit einem unguten Gefühl stellte ich mir vor, hier auf ein Tagebuch zu stoßen, die schmerzhafte Lektüre der vergangenen Welt, der ich mich stellen müsste. Vielleicht hätte ich es ungelesen in sein Grab gelegt oder verbrannt wie so vieles später, kurz vor Weihnachten, an einem Gedenkabend an Leo. Das schien uns die einzige angemessene Weise, um im Familienkreis von ihm Abschied zu nehmen.

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