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Ich entfernte die Gummibänder und riss den Deckel auf. Zerknülltes Zeitungspapier, Stofffetzen holte ich heraus, darunter feines, sehr leichtes Seidenpapier, und legte nach und nach eine alte, durch und durch elfenbeinweiße, mit wilden Stuckaturen verschnörkelte Spieluhr frei. Ich hob sie auf den Schreibtisch. Oben auf dem Abschluss thronte eine weiße Schachkönigin, unten waren mehrere Türchen in den Kasten eingelassen.

Ich betrachtete dieses Kuriosum aus alter Zeit, aus einer anderen Welt, diese Schnörkel und Falten, die leicht angerosteten Scharniere an den Türchen, das Emailzifferblatt mit den in alter Schrift gemalten Zahlen und Zeichen, stumme Nachrichten aus vergangenen Zeiten.

Am hinteren Kastenteil öffnete ich ein erstes Türchen und betrachtete im Innern die Räder und Walzen, die Verzahnungen und Drähte, ein wild organisiertes Durcheinander von vorprogrammierten Befehlen, auszuführenden Bewegungen und Abläufen. Ich öffnete auch die anderen Türchen und fand im Innern zwei Figuren, eine weiße Königin und einen orientalisch gekleideten Mann mit Turban, beide bereit, zur gegebenen Stunde durch die kleinen Öffnungen herauszufahren an einen winzigen Schachtisch und dort ein Spiel vorzuführen. Weit im Innern auf der Hauptwalze mit den eingeritzten Zapfen des programmierten Musikstücks fand ich eine Signatur: jls, in alten, von Hand in das Metall geritzten Lettern. Außer der metallenen Hauptwalze waren auch im Innern alle Räder und Übersetzungen, alle Wellen und Bolzen milchweiß wie gebranntes Porzellan. Aber es war kein Porzellan. Ich klopfte mit ei­nem Gegenstand an den äußeren Kasten, an eine Welle im Innern. Der Ton ließ auf etwas Organisches oder Mineralisches schließen: gehärtetes Holz oder Elfenbein oder Marmor. Ich suchte nach einem Drehschloss, um die Uhr aufzuziehen und spielen zu lassen. Ich fand ein kleines Loch an der linken Seite, das zu einer Dreikantwelle führte, aber der Schlüssel fehlte.

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