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Ich wohnte dieser Geste bei wie einem alten Ritual.

Und dann glitt ich der Wand entlang, am Bürotisch vorbei, um mich in der Mitte des Zimmers auf den Boden zu setzen, zwischen die Schulbücher und die Fahrradutensilien des kleinen Jungen, der er in diesem, seinem Zimmer geblieben war. Bremsklötze, Schrauben, Kugellager und Kettenteile lagen auf dem Boden verstreut. Eines nach dem andern nahm ich in die Hand, fasste nach undefinierbaren Eisenteilen im Regal, diesem kleinen Ersatzteillager, das Leo sich die letzten Jahre hier für seine Rennräder im Keller aufgebaut und bei seinem überstürzten Auszug aus unserem Haus vor mehr als einem Jahr hatte liegen lassen. Wir hatten damals nicht daran geglaubt, dass er bereits auf eigenen Füßen stehen könnte, und ließen sein Zimmer unangetastet, bereit, ihn für die Restzeit seiner Abnabelung wieder aufzunehmen. Außer ein paar Kleidungsstücken hatte er kaum etwas mitgenommen. Als habe er sich auf eine kleine Reise aufgemacht, war er damals, zwei Monate vor seiner Mündigkeit, rot vor Wut und Hass auf Mona und mich mit einem kleinen Sportsack an uns vorbei zur Tür hinaus ins Leben getreten und bis zu seinem Tod nicht mehr nach Hause zurückgekehrt. Hin und wieder suchte er noch Unterschlupf bei uns, wenn er gerade keine Bleibe hatte, auf der Suche nach der nächsten Absteige, der nächsten Etappe seines Zauberlehrlingstrips, tauchte dann unter in dem kleinen Museum seiner Kindheit, wie er sein Zimmer fortan nannte, genoss die letzten Geborgenheitsfetzchen, bettete sich in die welken Federn seiner Pubertät. Aber länger als eine oder zwei Nächte hielt er es nicht mehr aus bei uns, und oft wussten wir nicht, wohin er sich als Nächstes verkroch, mit wem er die Nächte durchsoff, Abende verkiffte und Tage vergeudete.

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