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— Frau Conda, Herr Conda, es tut mir sehr leid, wir haben unser Möglichstes getan.

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Die folgenden Tage verbrachten wir unter türkisblauem Herbsthimmel. Die Kastanienbäume verfärbten sich gelb, die Pappeln vor dem Wohnzimmerfenster leuchteten orange und rot, und die kleine Topfrebe, die den Sommer über das Geländer des Balkons überwuchert hatte, verlor bereits die Blätter.

Die ersten drei Tage waren wir alle vier zu Hause geblieben, schweigsam in der Stille, jeder mit seinen Gedanken und seiner Traurigkeit. Nicht nur die kleine Selma, auch Nadine mit ihren fünfzehn Jahren und bereits größer als Mona, kroch zu uns ins Bett zum Schlafen, zwischen uns beide, zwischen Mama und Papa, klammerte sich an meinen Arm, schmiegte sich an Monas Rücken.

Erst nach Leos Beerdigung spülte der Regen das Gesicht der Stadt und unsere Gefühle auf. Wir ließen die Traurigkeit in die feuchte Atmosphäre entweichen, sich unter die Wolken mischen. Ich nahm die Arbeit wieder auf und war froh, dass niemand kam, um mit mir zu reden. Die administrative Prozedur der Beerdigung hatte mich erschöpft, die Todesan­zeige und die Formulare, die Beileidskarten und Anrufe, die Wünsche und Ratschläge der Freunde, die freundliche Anteilnahme von so vielen Leuten, die weder ich noch Mona aufnehmen konnten. Und dann: wie ein Kind beerdigen, das wir atheistisch nicht getauft hatten? In welchem Rahmen, mit Rede von wem und mit welchem Ritual? Fragen, die wir uns nicht gestellt hatten, Dinge, die nicht Teil unserer Welt gewesen waren, nicht einmal unserer Vorstellung. Die Beerdigung des eigenen Kindes, auch nachdem es passiert ist, bleibt eine Aberration, die Welt auf den Kopf gestellt.

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