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— Solche Dinge dürfen nicht passieren! Man muss das Wort ergreifen, die Dinge beim Namen nennen, Recht beanspruchen. Das ist das Mindeste, was wir Leo schuldig sind.

— Missbrauche unseren Sohn nicht für deine eigene Wut! Lass ihn in Ruhe, lass ihn aus dem Spiel!

— Er ist das Zentrum der ganzen Angelegenheit. Wach auf, David! Wach endlich auf!

Unsere Diskussionen waren uferlos und endeten oft in Streit. Seit der Beerdigung hatte Mona eine zunehmende Wut entwickelt. Ihr Schmerz verwandelte sich in Anschuldigungen und Verurteilungen gegen das Verbrechen der Po­lizei an unserem Sohn. Zum tausendsten Mal wiederholte sie den angeblichen Ablauf der Ereignisse, bis ihre Beschreibung ein ritualisiert erzähltes Märchen wurde, eine Version, die alle Hypothesen und Anschuldigungen beinhaltete, eine Erzählung, die ihrer Wut entsprach. Mir war die Version egal, ich wollte sie nicht mehr hören. Leo war tot, so viel zu den Tatsachen, mit denen wir fortan leben mussten.

Mehrere Wochen verstrichen, bis wir die Kraft aufbrachten, um Leos Zimmer in Angriff zu nehmen. Ich hatte mich mit einer Hundertzehn-Liter-Abfalltüte und der Werkzeugkiste bewaffnet, um Möbel auseinanderzuschrauben, Dinge zu zerkleinern. Aber weder Mona noch Nadine noch ich wagten es, die Tür zu diesem eingefrorenen Vermächtnis aufzustoßen. Es war Selma, die an einem Novembermorgen die Tür öffnete. Alle vier blieben wir davor stehen und betrachteten die Projektion unserer Erinnerungen.

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