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Später liess er sich in die chemische Zwangsjacke stecken (Neuroleptika), hat Schlafkuren ertragen (mit Penthothal-Spritzen), Lithium geschluckt, das Bogomolev-Serum eingespritzt bekommen, sich in Hochsicherheitstrakten einschliessen lassen (Klinik von Soisy), jede Art von Antidepressiva konsumiert: alles für die Katz.

Seine Biographie ist die Geschichte der Psychiatrie der letzten fünfzig Jahre. Nur Deckelbäder hat er nicht abbekommen. Er war eine ambulante Apotheke und zeitweise so mit Medis vollgepumpt, dass er, wie Moulier-Boutang mir sagte, welcher ihn oft im depressiven Zustand gesehen hat (da konnte er jeweils nicht mehr reden und war völlig bewegungslos, vor-tot), nur noch einen Schluck Alkohol hätte nehmen müssen, und er wär' hinübergewesen.

Seine Schüler haben kaum etwas von den Verzweiflungen des Meisters mitbekommen, wenn er wieder interniert wurde, liess die Direktion der «Ecole Normale Sup» (sogenannte «Grande Ecole», eigentlich höheres Lehrerseminar) verlauten, er sei in den Ferien. War er ja auch, gewissermassen. Er soll ein vorbildlicher Lehrer gewesen sein, habe zuhören können und hat den Schülern, welche die fürchterlich strenge, nur mit härtestem Büffeln zu bestehende «Agrégation» nicht bestanden (Michel Foucault, Jacques Derrida u.a.m), über ihre Depressionen hinweggeholfen und ihnen das Repetitionsjahr schmackhaft gemacht oder erträglich. Konnte sich selbst unter Depressionen etwas vorstellen …

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