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Anna Felder
No grazie
Erzählungen
Aus dem Italienischen von Michael von Killisch-Horn
Limmat Verlag
Zürich
Die hellsichtige Pappel
Die Pappel jenseits der Fenster, die der Lehrer in der klimatisierten Luft vor den Schülern, die dasitzen und zuhören, im Auge behält, die Sommerpappel, die jenseits der erhobenen Hände nicht einen Augenblick ablässt, Licht zu blättern im Silber ihrer tausend Augenlider, überfliegend die auswendig blitzschnellen Zungen aus Luft, glücklich über ein Ja, ist eine hellsichtige Pappel.
Die sitzenden Schatten
Da Giulio morgen mit seiner Frau bei den Cairolis eingeladen ist, schlägt er vor, den Cairolis statt des üblichen Blumenstrausses «Die sitzenden Schatten» zu schenken, ein ziemlich schönes Buch: Er schliesst zur Bestätigung halb die Augen.
«Haben sie es denn nicht schon?», bemerkt seine Frau, die sich erinnert, dass die Cairolis Leute sind, die sich auf dem Laufenden halten.
«Eben», empört er sich, «und ‹Die sitzenden Schatten› gehören ja zu den Klassikern, schon als Klassiker auf die Welt gekommen, ganz etwas anderes als die Bestseller, die jeder zu Hause hat. Ein Meisterwerk von der ersten bis zur letzten Seite, es wird lange dauern, bis wieder ein ähnliches Buch erscheint.»