Читать книгу Unter Schweizer Schutz. Die Rettungsaktion von Carl Lutz während des Zweiten Weltkriegs in Budapest - Zeitzeugen berichten онлайн
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Die portugiesische Gesandtschaft von Budapest war ermächtigt, provisorische Pässe an Juden mit Verbindungen zu Portugal oder Brasilien auszustellen – Länder, deren Interessen Lissabon in Deutschland vertrat. Sie stellte um die 800 Pässe aus. Es gab viele Wechsel an der Spitze der Gesandtschaft: Minister Carlos Sampaio Garrido (1883–1960) musste Budapest verlassen, nachdem er in seiner Residenz mit Juden zusammen verhaftet worden war. Er wurde bis Ende Oktober durch den Geschäftsträger Alberto Teixera Branquinho (1902–1973) ersetzt, dieser bis Anfang Dezember durch einen Konsul. Sampaio Garrido wurde 2010 der Titel «Gerechter unter den Völkern» zuerkannt.
Im Gegensatz zu Spanien und Portugal, die Ende 1944 in Budapest keine eigentlichen Vertretungen mehr hatten, befanden sich Schweden und die Schweiz in diplomatischer Hinsicht gegenüber den Budapester Behörden in einer besonderen Situation. Schweden vertrat die Interessen Ungarns in Washington, London und Berlin sowie die Interessen der Sowjetunion in der ungarischen Hauptstadt. Die Schweiz vertrat in Budapest die Interessen von rund zehn Staaten, welche die diplomatischen Beziehungen mit Ungarn abgebrochen hatten, darunter die Vereinigten Staaten und Grossbritannien. Diese Situation verlangte von beiden Ländern nicht nur ein Mindestmass an diplomatischer Präsenz, sondern ermöglichte ihnen auch, ihren Aktionsspielraum je nach Bedarf einzuschränken oder zu erweitern, um den verfolgten Juden zu helfen.