Читать книгу Im Fallen lernt die Feder fliegen. Roman онлайн

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Bei der Vorstellung, dass ein Fluss Leichen ausspuckte, war mir der Rhein nicht mehr geheuer, und ich kehrte um.

Als ich zurückkam, versteckte sich das Gesicht des Mondes hinter einer Wolke. Auch Daniel schlief schon. Ich aber konnte nicht einschlafen und war wie ein Jäger, der ausharrt und nicht weiß, ob er an der richtigen Stelle lauert. Die Stunden verstrichen. Meine Mutter fiel mir ein, wie sie damals in Frauenfeld auf der Schwelle zur Küche saß. Auf ihrem Schoß hielt sie ein Tablett voller Weizenkörner. Sie bewegte das Tablett geschickt in ihren Händen und entfernte da und dort ein Korn. Als meine Schwester und ich sie fragten, wieso sie gerade diese Körner entferne, da wir keinen Unterschied in Farbe und Form erkennen konnten, antwortete sie: «Egal, wie lange man diese Körner einweicht, sie bleiben hart und würden das ganze Gericht verderben.»

Gegen Morgen stand ich schließlich auf und ging zum Bücherregal. Ich beschloss, jeden Tag einen Text in dem arabischen Gedichtband, den ich auf einem Flohmarkt in Basel gefunden hatte, zu lesen. «Versuch, den Tag mit Poesie zu beginnen! Glaub mir, es wird deinen Tag beeinflussen», hatte mir eine Arbeitskol­legin gesagt.

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