Читать книгу Im Fallen lernt die Feder fliegen. Roman онлайн

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Wenn er über den Irak sprach, waren seine Worte wie ein heftiger Wind, der sich plötzlich beruhigt und sich anfühlt, als würde er ein Boot sanft vorantreiben. Aber dann wütete er wieder und zerstörte alles wie ein Wirbelsturm, der sich nimmt, was er will. «Der Krieg hat in unserer Sprache seine Narben hinterlassen», sagte er einmal über den irakischen Dialekt.

Auch wenn der Krieg zu Ende ging, er trug ihn weiter in sich. Er erzählte nicht viel davon, ein paar Fragmente, mehr nicht. «Ich war im Kino, es war ein Kriegsfilm aus dem Iran. Mitten im Film musste ich den Saal verlassen. In einer Szene versuchte sich ein Soldat von der Front zu retten. Er rannte um sein Leben, und jedes Mal, wenn er stolperte, schmerzte mein Fuß.»

Von seiner Angst vor dem Wasser erfuhren wir zu­­fällig, dass sie mit dem Krieg verbunden war: «Im Fe­bruar 1987 fand östlich von Basra die heftigste Schlacht während des Iran-Irak-Kriegs statt. Saddam Hussein nannte ihn ‹die größte Ernte›, der Iran ‹Operation Karbala›, während er im Volksmund als die Schlacht am Fluss Jassim bekannt war. Ich war Infanterist. Ich musste den Fluss überqueren. Das Wasser war rot gefärbt, und immer wieder musste ich Leichen von mir wegschieben, um mir einen Weg ans andere Ufer bahnen zu können. Es war wie ein schreckliches Märchen. Als ich wieder festen Boden unter den Füßen spürte, dachte ich mir, auch ich sei eine Leiche, mit dem Unterschied, dass ich mich noch bewegen konnte. Ich weiß nicht, wie ich überlebt habe. In dieser Schlacht wurde ein enger Freund von mir getötet. Sie hatten ihn für einen speziellen Auftrag ausgesucht. Es war ein kalter Morgen, als er mich zum letzten Mal umarmte. Mitten in der Kälte spürte ich seine warmen Tränen auf meinem Gesicht.»

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