Читать книгу Im Fallen lernt die Feder fliegen. Roman онлайн
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Beyan konnte die Beziehung zu Vater mit der Zeit wiederherstellen. Er besuchte uns, als Vater aus dem Spital zurückkam. Er musste sich einige Lymphknoten entfernen lassen. Vater schätzte seinen Besuch wenig und blieb zurückhaltend. «Ich will nicht, dass Katrin unser Leben von innen sieht. Wir kennen sie nicht. Wieso sollten wir ihr vertrauen? Ich mag keine Fremden in meinem Haus.»
Vater war immer auf Beyan angewiesen und hielt Respekt. Gleichzeitig war er jederzeit bereit, darauf zu verzichten. Ich hörte einmal unfreiwillig einen Dialog zwischen zwei Menschen im Zug. Ich weiß nicht, ob sie betrunken waren, es kam mir vor wie ein Theaterstück.
Der eine schrie den anderen an: «Was? Hast du mir das geschrieben, weil ich Ausländer bin?»
Der andere schwieg einige Sekunden und erwiderte dann gleichgültig: «Nein, ich hasse dich nicht, weder dich noch sonst jemanden auf dieser Welt. Doch gleichzeitig habe ich auch niemanden lieb. Das ist alles.»
Oh mein Gott! Sprach diese Person jetzt von sich oder von meinem Vater? Vater hasste niemanden. Aber ich sah ihn nie jemanden lieben. «Wir kennen uns schon seit der Kindheit. Beyan ist der einzige Freund, der mir blieb. Viele Freunde sind wie die Splitter einer Rakete, einfach verstreut und versunken», sagte Vater.