Читать книгу Anna Göldi - geliebt, verteufelt, enthauptet. Der letzte Hexenprozess und die Entdämonisierung der Frau онлайн

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Doktor Tschudi erklärte, er stehe als Arzt vor einem Rätsel. Zu den Symptomen gehörten auch Ohnmachtsanfälle, Schmer­zen in den Gliedern und Krämpfe – vor allem im linken Bein – sowie das Spucken von Metallstücken. Er habe dem Kind zunächst «Palliativmittel» wie Melissen- und Lin­denblütentee verabreicht. Später habe er mit Brechmittel nachgeholfen. Dadurch seien vom Kind «gelbe Materie und Schleim wie Samen» sowie «Materie aus Kupfer» abgesondert worden.

Für Doktor Tschudi stand fest, dass das Gufenspucken und die Krankheit des Mädchens durch die Magd verursacht worden seien. Nur sie habe Milch angerichtet, «und Kühe spucken keine Gufen aus», meinte er lakonisch.

Das Kind Annamiggeliwar damals neun Jahre alt. Es war das Sorgenkind der Familie und galt als ungezogen und verwöhnt. In einem der Verhöre sagte Anna Göldi, Annamiggeli sei «das meisterloseste» der Tschudi-Kinder.

Ein Motiv für eine so hinterhältige und verwerfliche Tat gab es allerdings nicht. Im Gegenteil schien das Verhältnis zwischen der Magd und der Familie vorher ungetrübt. Die Magd hatte ihre Arbeit stets zur Zufriedenheit der Doktorsfamilie verrichtet und zu keinerlei Klagen Anlass gegeben. Auch das Verhältnis zwischen der Magd und dem Kind schien völlig unbelastet.

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