Читать книгу Anna Göldi - geliebt, verteufelt, enthauptet. Der letzte Hexenprozess und die Entdämonisierung der Frau онлайн

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Annamiggeli Tschudi (1773‒1810), etwa 8-jährig. Landesarchiv des ­Kantons Glarus, Glarus.

Nur einmal sei es zu einem Zwischenfall gekommen, den die Tschudis wie folgt schilderten: Kurz vor ihrer Entlassung seien die Magd und das Kind in der Küche aneinandergeraten. Annamiggeli habe der Magd mehrmals die Haube vom Kopf gerissen, worauf die Magd dem Kind ein «Püffli» versetzt habe. Susanna, die ältere Schwester von Annamiggeli, habe den Vorfall der Mutter gemeldet. Doch diese habe Annamiggeli ungestraft gelassen und stattdessen Susanna dafür getadelt, dass sie Annamiggeli bei der Mutter angeschwärzt habe. Der Vorfall war eine Bagatelle, er wurde aber von den Tschudis im Verlauf des Verfahrens zum Drama und zum eigentlichen Tatmotiv emporstilisiert.

Angebliche Zeugen bestärkten die Vorwürfe. Die befrag­ten Personen waren jedoch keineswegs neutral und unab­hängig, sondern Hausangestellte, Verwandte und Freunde der Familie. Peter Tschudi, der Bruder des Arztes, sagte, er habe dem Kind die Gufen «aus den Zähnen herausreissen» müssen, wenn es im «Delirio» gewesen sei. Bei vollem Verstand jedoch habe das Kind die Gufen «in seine Hände wie hinaus gebla­sen» – mit Husten und mit Schleim.

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