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Simon Volkart ist ein Pseudonym. Nach der Verbüssung seiner Straftat lebt er heute ein normales Berufs- und Familienleben.
Simon Volkart
Im Knast
Ein Bericht
Mit einem Vorwort von Mario Gmür
Limmat Verlag
Zürich
Beobachtete Beobachter
Mario Gmür
Fällt die Tür ins Schloss, umfängt ihn eine Stille, die ihn die völlige Abgeschiedenheit spüren lässt. Einsamkeit hinter Schloss und Riegel. Augenblick und Ewigkeit fallen in eins. Er ist zurückgeworfen, nicht auf ein Nichts, aber auf ein Minimum, das die wenigen Gegenstände, Tisch, Bett und Stuhl, veranschaulichen: der Strafgefangene. «Sträfling» ist drei Silben kürzer, auch strammer als Begriff, der seine neue Identität bestimmt. Hier wird er zum Experten für Zeit und Zeitlosigkeit, im Wartesaal der Freiheit. Er sitzt die Strafe ab, ein Stück Lebenszeit, die ihn dem Tod näherbringt. Bis dann wird seine Grunderfahrung Langeweile sein. Er kann Antwort geben auf die scherzhafte Frage, ob es einen Satz gibt, in dem das Wort mühsam (jiddisch gesprochen miehsam) siebenmal hintereinander vorkommt: «Mir ist mies am Montag, mies am Dienstag, mies am Mittwoch …» Nicht nur eine Woche lang, sondern über Monate und Jahre.