Читать книгу Der Schwede онлайн

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Sie dachte über ihre eigene Lebensgeschichte nach. In jedem anderen Land der Welt wäre ihr Dasein erstaunlich gewesen, aber hier war sie außergewöhnlich. Ihr Vater war ein hochdekorierter Soldat gewesen, der im Großen Vaterländischen Krieg gegen die Deutschen gekämpft hatte. Als Held von der Front zurückgekehrt, war er dennoch plötzlich in Verdacht geraten. Trotz all seiner Verdienste war er immer noch ein Jude. Ein möglicher Verschwörer. Nicht vertrauenswürdig. Er wurde in den Gulag geschickt und überlebte allen Widrigkeiten zum Trotz, blieb aber ein gezeichneter Mann. Zusammen mit ihrer Mutter waren sie durch verschiedene kleine, in Vergessenheit geratene Städte gereist. Und dann diese ständige Erinnerung während ihrer Schulzeit, die manchmal in regelrechtes Mobbing ausartete. Jüdin. Judenbalg.

Die Eltern starben, und Swetlana war gezwungen, schnell erwachsen zu werden. Das brachte sie zum Entschluss, ihren Namen zu ändern, von Judith zu Swetlana, was eher nach einer Russin klang. Dann lernte sie Petrow kennen. Gott weiß, wohin es sie verschlagen hätte, wäre sie ihm nicht ins Auge gesprungen. Er war ein vielversprechender junger Offizier in der Roten Armee gewesen. Es gab keinen Zweifel daran, dass sie ihm vieles verdankte. Allerdings ließ sich auf Schuldgefühlen und damit verbundener Dankbarkeit keine gute Ehe aufbauen, das war ihnen beiden bewusst. Das war ihrer beider persönlicher Hintergrund, die Karte der Vergangenheit, durch die sie sich von Beginn an tagtäglich hindurchnavigieren mussten. Dass Petrow sich jetzt dazu entschieden hatte, ein Loblied auf den KGB zu singen, irritierte Swetlana in vielerlei Hinsicht.

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