Читать книгу Bruder Tier. Mensch und Tier in Mythos und Evolution онлайн

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Die Entwicklung und Entfaltung der Jungen geht mit großen und schnellen Schritten vor sich. Das Milchgebiss wird bei den Arten, die es besitzen, schon vor oder bald nach der Geburt abgeworfen. Die Gewichtszunahme bei daraufhin untersuchten Seehund-Kindern beträgt etwa drei Pfund (!) täglich. So wachsen die Kleinen erstaunlich schnell heran und in einem Monat nach der Geburt ist schon die Säuglingszeit vorüber.2

Meist wird nur ein einziges Kälblein geboren, und wenn die Mutter, sich selbst vergessend, in den ersten Wochen nach der Geburt für ein oder zwei Tage hinausschwimmt und nicht nach ihrem Kinde sieht und womöglich nicht zurückkehrt, dann verhungert es. Die Kleinen beginnen jämmerlich zu greinen, und richtige Tränen rinnen aus ihren großen dunklen Augen.

Nach der Stillzeit bleiben die Jungen noch für einen weiteren Monat unbehütet am Strande. Die Mütter haben ihr Interesse für die Kleinen verloren und leben im Harem ihrer Männer. Die Kleinen aber wachsen weiter, obwohl sie kaum Nahrung aufnehmen; das Fell ändert seine Farbe, und wenn im aufziehenden Winter die Stürme einsetzen und die kalten Tage beginnen, dann ziehen alle, Alte und Junge, Große und Kleine, hinaus in das Meer. Wohin sie ziehen, ist vielfach nicht bekannt. Sie unternehmen aber weite Wanderungen, denn in Norwegen beringte Seehunde wurden im folgenden Jahr in Südschweden, in Schottland und auch in Island aufgefangen. Die Mehrzahl kehrt zu ihren alten Brutplätzen zurück. Der Einzug dorthin aber vollzieht sich nach streng geregelten Lebensgesetzen.

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