Читать книгу Bruder Tier. Mensch und Tier in Mythos und Evolution онлайн

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Können wir ahnend erfassen, was sich in diesen Augenblicken des Tierlebens vollzieht? Sicherlich kann man versuchen, eine Drüsenfunktion, das plötzliche Erwachen eines Instinktes und manches andere dafür verantwortlich zu machen. Die Drüsen aber ändern ihre Funktion, die Instinkte wachen auf, weil ein Höheres, Stärkeres die ganze Tierart durchsetzt und sie wie verwandelt.

Was geschieht mit einer Gruppe von Vögeln, die im Herbst sozusagen den Wanderstab ergreifen, um nach Süden zu ziehen? Eine plötzlich auftretende Unruhe überkommt sie; die Zusammenrottungen vollziehen sich und das Reisen beginnt. Zugvögel, die in Käfigen gehalten werden, erleben zu der Zeit, da ihre freien Artgenossen zu wandern beginnen, das gleiche Unruhigwerden. Lucanus sagt darüber: «Rastlos flattert und tobt der Gefangene im Käfig umher und zerstößt sich dabei häufig das Gefieder fast bis zur Unkenntlichkeit … Dies beweist untrüglich, dass es nicht äußere Gründe sind, die den Zugvogel auf die Wanderschaft treiben, sondern dass er einem allgewaltigen Triebe folgt, der ihn völlig beherrscht und von ihm nicht willkürlich unterdrückt oder abgeändert werden kann. Der Zugvogel zieht, weil er ziehen muss!»1

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