Читать книгу Bruder Tier. Mensch und Tier in Mythos und Evolution онлайн
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Durch den aufrechten Gang, die seltsame Zeichnung und Färbung des Federkleides, mit weißer, über den Bauch reichender Hemdbrust und schwarzem, frackähnlichem Rücken, wird diese Bürgerlichkeit noch deutlich unterstrichen. Dazu stehen sie zu Tausenden zusammen, schwätzen, schnattern, stoßen einander, nehmen sich gegenseitig die Steine, die sie zum Nestbau nötig haben, fort; rauben sich auch gelegentlich die Gattin und das wohlbehütete Ei, sind aber trotzdem gute Eheleute und treubesorgte Eltern. Diese heute schon genau beobachteten und ausführlich beschriebenen Eigenschaften machen den am Land weilenden Pinguin zur komischen Figur. Er muss ein Vogel sein und kann es doch nicht; denn es fehlen ihm die Flügel, und er ist deshalb an die Erde gebunden. Um diesen Mangel zu überkommen, versucht er menschenähnlich zu sein. Dieses Wagnis jedoch ist kläglich gescheitert. So lebt der Pinguin ein missglücktes Dasein, verurteilt dazu, die Hälfte des Jahres die Heimstatt der Meere zu verlassen, an Land zu steigen und eine Zwischenform darzustellen, sich seines einstmaligen Vogellebens zu erinnern und es zu wiederholen und gleichzeitig aufrecht wie ein Mensch herumzustehen und doch keiner sein zu können. Wer erinnerte sich da nicht an Fluch- und Zaubersprüche, die Menschen in Tierleiber hineinbannen oder Wesen dazu verurteilen, einen Teil ihres Daseins an Orten zu verbringen, die ihnen zur Qual werden? Wie Demeters Tochter einst ins Reich der Unterwelt beschieden wurde und nur für wenige Monate ans Licht kommen darf! Ähnliches liegt im Leben der Pinguine verborgen und wird mit der Maske der Unvollkommenheit und Komik verdeckt. Hat Kirke, die zaubermächtige Tochter des Helios, hier ihre Hand im Spiel gehabt?