Читать книгу Bruder Tier. Mensch und Tier in Mythos und Evolution онлайн

59 страница из 72

Alle diese Vögel haben ihr Flugvermögen eingebüßt. Sie haben dafür, mit Ausnahme der Kiwis, mächtige Beine und ellenlange Hälse entwickelt. Es ist, als hätten sie den Verlust der Flügel an diesen Stellen wettgemacht. Man denkt unmittelbar an Goethes Darlegungen in dem Gedicht über die «Metamorphose der Tiere»:

Doch im Innern scheint ein Geist gewaltig zu ringen,

Wie er durchbräche den Kreis, Willkür zu schaffen den Formen

Wie dem Wollen; doch was er beginnt, beginnt er vergebens.

Denn zwar drängt er sich vor, zu diesen Gliedern, zu jenen,

Stattet mächtig sie aus, jedoch schon darben dagegen

Andere Glieder, die Last des Übergewichtes vernichtet

Alles Schöne der Form und alle reine Bewegung.

Von den jungen Straußen und Kasuaren wird erzählt, wie anmutig sie sich noch bewegen. Je älter und größer die Tiere werden, je mehr «die Last des Übergewichtes» von Hals und Beinen hervortritt, umso gröber und plumper wird ihr Verhalten. Die Flügel und der Flug wurden von den Beinen und dem Laufen aufgezehrt. Um der Ausbildung der mächtigen Untergliedmaßen das Gleichgewicht zu halten, schob sich der Hals aus dem Leib heraus; und so entstand die jetzige Form. Diese Laufvögel leben (mit Ausnahme der Kiwis wieder und der in den Regenwäldern Nord-Guineas und Nordost-Australiens lebenden Kasuare) in der weiten Steppe. Sand, Sonne, kurzes Gras und Trockenheit sind ihre Umwelt. Die gewaltigen Madagaskar-Strauße (Aepyornithes) wurden, so meint Portmann, dadurch allmählich vernichtet, dass

Правообладателям