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Er wusste es besser: Er war vermutlich der größte Scharlatan am großen Fluss. Jetzt verschmolz sein lederiger Körper mit der krustigen Rinde des mächtigen Urwaldbaumes, zu dessen Fuß er ganz in sich zusammengesunken saß. Sanft wiegte er den Oberkörper. Izu, Geistermann der Tupanaki, Stammesältester, da saß er, ein drahtiger Zwerg mit einer knotigen gelben Haut, gegerbt von unzähligen Regengüssen, überzogen von rituellen Bemalungen, gezeichnet von Selbstkasteiungen, Moskitostichen und anderen Widernissen des Dschungeldaseins. Er war ein Wunderknabe, denn er lebte noch, wo andere längst zu Humus geworden waren.

Dieser Baum, unter dem er hockte, stand wie ein Riese unter Riesen. Schon die anderen großen Urwaldbäume hier imponierten als mächtige Könige des Dschungels. Mit ihrem verwirrenden Geäst, ihren grünen Baldachinen und den unentwirrbaren Verknotungen von Lianen, Flechten und in- und übereinander wuchernden Kletterparasiten aller Art bildeten sie ein einziges großes, grünes Wesen. Aber Izus Baum, der heilige Baum der Tupanaki, war ein Wald für sich. Er brach mit seinem mächtigen Wurzelgeflecht aus dem feuchten Boden hervor, verzweigte sich tintenfischartig und strebte in vielen großen und kleinen Stämmen himmelwärts, warf totes Gehölz ab, ließ neue Äste zur Sonne emporwuchern. Dass dieser Baum heilig sei, das hatte Izu behauptet. Sein Stamm hatte ihm geglaubt. Seither durfte nur noch Izu den Baum berühren. Das war seit langer Zeit so. Es hatte irgendwann am Anfang von Izus Laufbahn als Zaubermann der Tupanaki begonnen. Inzwischen glaubten alle im Dorf, es sei schon immer so gewesen. Izu konnte mit seinem grandiosen Talent für Spuk und Hokuspokus den Tupanaki jeden Zauber aufschwätzen, sie glaubten ihm ehrfürchtig.

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