Читать книгу Mehr Natur, weniger Chemie. So pflanzlich wie möglich, so synthetisch wie nötig онлайн

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Ganz bestimmt war Homo sapiens schon von Anfang an mit Krankheiten konfrontiert. Und obwohl die Zeugnisse von ersten Arzneimitteln nur einige Tausend Jahre zurückreichen, bin ich überzeugt, dass unsere Vorfahren schon viel früher gelernt haben, viele alltägliche Erkrankungen zu behandeln. Natürlich standen sie lebensbedrohlichen Infektionen, Tumoren und ähnlichen Erkrankungen mehr oder weniger hilflos gegenüber. Und schon eine aus heutiger Sicht harmlose Blinddarmentzündung, die mit einer Operation von maximal 30 Minuten aus der Welt geschafft wird, hat die Betroffenen früher nur allzu schnell dahingerafft. Homo sapiens ist ein hochintelligentes Wesen, kann genau beobachten, Misserfolg von Erfolg unterscheiden und daraus seine Schlüsse ziehen. Weiter kann er bei Teilerfolgen durch Überlegungen Strategien entwickeln, welche mit weiteren Erfolgen zum Ziel führen. Und ein weiteres, sehr wichtiges Element war und ist dabei der Zeitfaktor.

Die Hektik der heutigen Zeit und der Druck, bei medizinischen Behandlungen sofort Erfolg zu erringen, waren damals überhaupt noch nicht vorhanden. Erkenntnisse über die therapeutische Verwendung von Heilpflanzen wuchsen im Verlauf von Generationen, wenn nicht sogar im Verlauf von Hunderten oder Tausenden von Jahren. Durch Beobachtung von Tieren und anschließender Selbstanwendung oder durch die zufällige Entdeckung der Wirksamkeit gewisser Pflanzen merkte der Mensch, dass diese bei bestimmten Beschwerden zum Beispiel eine lindernde Wirkung ausübten. Vielleicht brauchte es wieder die Erfahrung mehrere Generationen, bis man merkte, dass das Kauen von Kamille zwar bei Verdauungsbeschwerden eine positive Wirkung hat, dieser Nutzen aber wegen der Unverdaulichkeit der Pflanzenfasern relativ gering war. Irgendeinmal kam dann die wahrscheinlich zufällig gewonnene Erkenntnis dazu, dass der Presssaft der Pflanze, allein angewandt, deutlich mehr Nutzen bringt. Und wie erfuhr der Mensch, dass das Kochen des Presssaftes im heißen Wasser noch mehr Vorteile bringt? Wir wissen es nicht, aber: Irgendwann war – voilà – der erste Kamillentee entstanden.

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