Читать книгу Das Echo des Adlerschreis. Erinnerungen an ein früheres Leben онлайн
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Wir haben in mehreren Brutsaisons Junge durchgebracht, und es gab noch kein Gift, das uns steril gemacht hätte oder die Eier dünnschalig werden ließ, so dass sie beim Brüten zerbrachen. Zweimal hat das jeweils ältere Küken das jüngere aus dem Nest gedrängt, und das eine fraß unten der Fuchs und das andere wir, weil es plötzlich von seinem Geschwister so blutig gehackt war, dass wir es nicht mehr als Junges erkannten, sondern für Futter hielten. Und in einem Herbst verloren wir unseren Jungvogel in einem jähen Schneesturm. Aber alles in allem waren wir erfolgreich, und unsere Jungen verließen uns und kreisten anderswo am Himmel.
Wir blieben zusammen und vertrieben gemeinsam Eindringlinge aus unserem Revier, manchmal sicher auch unsere eigenen Jungen von vergangenen Sommern, und im Winter vagabundierten wir flussabwärts, ohne uns je ganz von unserem Revier zu trennen. Jedes Frühjahr kehrten wir dorthin zurück.
Schließlich wurden wir alt, und vor allem bei mir ließen die Kräfte nach. Die Spitzen meiner Schwingen beschrieben nicht mehr jenen spannungsvollen Bogen nach oben, ich flog flach dahin wie ein ausgebreitetes braunes Tuch. Nur meine Kopffedern waren noch reiner weiß als je zuvor, auch die vereinzelten braunen Federschäfte, die ich dort früher noch gehabt hatte, waren schon seit vielen Sommern und Wintern bleich geworden.