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CAPITOLO 5

Kalabrien: Land der Priester, Heiligen und Mafiosi


Wandbild in Riace, das symbolisch für die Mafiamorde steht

In Kalabrien gab es in der Zeit meiner frühen Jugend keine »Arbeiterfrage«, mit der wir unsere politischen Proteste befeuern konnten. Erst in den 1970er-Jahren entstand auch hier im tiefen, vergessenen Süden ein wirkliches Klassenbewusstsein. Vor allem jüngere Menschen, aber nicht nur, wurden sich immer klarer darüber, dass sie Teil einer gespaltenen Gesellschaft waren.

Da es in Süditalien kaum Fabriken gab, waren die »Proletarier«, auf die sich die Analyse hier zu richten hatte, vor allem die Landarbeiter und Kleinbauern, die auf den Feldern arbeiteten und für ein winziges Stückchen Land und ein Leben in Würde kämpften. Der Süden war traditionell vom Agrarkapitalismus dominiert, der in Gesellschaft und Kultur tief verwurzelten Latifundienwirtschaft,16 und nicht zuletzt auch von der Herrschaft der Mafia bzw. der spezifisch kalabrischen ’Ndrangheta,17 die vom Kleinbürgertum meist heimlich toleriert, wenn nicht sogar offen unterstützt wurde. Für die Sehnsucht nach einer gleichberechtigten Gesellschaft schien hier gar kein Platz zu sein, geschweige denn für die »Revolution des Proletariats«.

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