Читать книгу Das Dorf des Willkommens онлайн

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Nach der Überschwemmung organisierte die Linke in Africo zahlreiche Proteste und Streiks, um eine Verbesserung der Lebensbedingungen für die Menschen zu erreichen. Auch hier war jedoch immer unklar, ob Verbindungen zur lokalen Mafia bestanden. Die Kämpfe der Genossen waren dieselben, die auch in anderen Gegenden im Gange waren, auch in Riace. Und doch schienen in Africo die Bestrebungen der Linken und der ’Ndrangheta gemeinsame Zielsetzungen zu haben, jedenfalls für den, der nicht aus der Gegend kam und keinen tieferen Einblick hatte.

Es hat eine lange Phase gegeben, in der in Kalabrien ebenso wie in anderen Gegenden Süditaliens der Staat oft eher als Gegner empfunden wurde, den es zu bekämpfen galt, statt als Verbündeten, der für seine Bürger da ist. Auch die außerparlamentarische oder revolutionäre Linke war dieser Ansicht. Bei vielen Themen kam es so ungewollt zu gemeinsamen Interessenlagen mit der ’Ndrangheta. In Africo, San Luca und anderen Orten, die als Herrschaftsgebiet der Mafia organisiert sind, ersetzt diese – auch heute noch – in mancherlei Hinsicht den Staat. Die Verflechtungen zwischen Mafia und Gesellschaft sind so dicht, dass Bürger, um Probleme ihres alltäglichen Lebens zu lösen, oft nicht einmal auf die Idee kommen, sich an die staatlichen Behörden zu wenden, sondern fast automatisch auf die organisierte Kriminalität zurückgreifen. Es war sehr schmerzhaft für mich, mir dieser Tatsache bewusst zu werden, denn ich hatte ursprünglich angenommen, dass die Mafia und unser Kampf für eine bessere Gesellschaft zwei Extreme wären, zwischen denen es keine Berührungspunkte geben kann.

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