Читать книгу Das Dorf des Willkommens онлайн

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Glücklicherweise gab es damals auch Menschen, deren Engagement über jeden Zweifel erhaben war, und die keine Kompromisse eingingen. Ausgerechnet in Don Stilos Diözese kam in den 1970er-Jahren ein neuer Pfarrer namens Natale Bianchi, der aus der lombardischen Provinz Varese stammte und gerade von einer Mission aus Thailand zurückgekehrt war. Noch ganz belebt von seinen Erfahrungen dort, merkte er sofort, dass das System, das Don Stilo errichtet hatte, mit den Werten des Christentums und dem Beispiel des Fleisch gewordenen Christus im Evangelium nicht zu vereinbaren war.

Die Auseinandersetzung zwischen den beiden Priestern war ungewöhnlich hart. Ich war damals Student, und meine Kommilitonen und ich verbündeten uns sofort mit Natale Bianchi, weil wir in diesem jungen Priester, der so konsequent seinem Gewissen folgte, einen Fürsprecher für unseren Kampf für soziale Gerechtigkeit erkannten. Pater Bianchi nannte sich einen »Christen für den Sozialismus« und erzählte uns, dass Bischöfe in Lateinamerika eine Bewegung namens »Befreiungstheologie« gegründet hatten, die sich auf die Seite der Landlosen stellte und eine Agrarreform forderte. In Kalabrien konnte Natale Bianchi seine Position sehr schnell stärken, weil er die Kirche für das Volk öffnete. Ich erinnere mich an einen Satz, den er damals gesagt hat, und er bleibt bis heute eine Mahnung, auch angesichts der immer noch erschreckenden Macht der ’Ndrangheta: »Christus hat sich nicht um seine eigenen Angelegenheiten gekümmert, deshalb haben sie ihn ans Kreuz geschlagen.«

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